KLASSIK HEUTE Rezension zu unserer CD Colori del barocco

von Thomas Baack

www.klassik-heute.com

 

Während barocke Duo- und Trio-Sonaten regelmäßig aufgenommen werden, ist die Auswahl im Bereich größer besetzter Kammermusik doch recht übersichtlich. Desto dankenswerter ist es deshalb, dass sich Colori del Barocco auf ihrem Debüt-Album mit virtuoser Kammermusik vierer Werke dieser Gattung in der Besetzung Blockflöte (Tatjana Flickinger), Oboe (Claire Sirjacobs), Violine (Yuna Lee), Fagott (Leonhard Hauske) und Cembalo (Margit Kovács) angenommen haben.Hierbei nehmen sie den Hörer mit auf eine imaginäre Reise, die von Hamburg mit Werken von Telemann und Prowo über Paris (Boismortier) und Venedig (Vivaldi) mit einem weiteren Werk Telemanns wieder zurück an den Ursprungsort führt. Das Quintett lernte sich im Rahmen des Studiengangs für Alte Musik an der Münchner Musikhochschule kennen. Seine Mitglieder wirken häufig bei Aufführungen von Spezialensembles wie der „Münchner Hofkapelle“ und den „Musiciens de Louvre“ mit. 

Die beiden Telemann-Werke und das Vivaldi-Quartett sind ausgesprochen konzertante Werke mit virtuosem Anspruch für alle Mitwirkenden. Der Boismortier gibt sich als Werk im italienischen Stil für drei beliebig besetzbare Oberstimmen und Continuo hausmusikalischer. Vollkommen richtig, hier ein für das französische Barock sonst obligatorisches „inégales“ Spiel nur leicht anzudeuten. Die vier Quatuors werden durch zweiTriosonaten ergänzt. Bei der folkloristischen Sonate des in Altona – heute Hamburger Stadtteil zwischen St. Pauli und Elbchaussee –wirkenden Pierre Prowo, die in einer anderen Handschrift Telemann zugeschrieben wird (TWV 42:d10), gelingt dem Ensemble eine ausgesprochen elegante, lebendige Interpretation,die nicht nur die auf dem Opus-Klassik von „4 times baroque“dargebotene Hafenkneipen-Variante, sondern auch diejenige von Bosgraaf/Sinkovsky meilenweit übertrifft.

Was weiterhin höchst positiv auffällt: die Feinabstimmung hinsichtlich der Artikulation, die stilsichere Ornamentik, die subtile Agogik, die es vermag, die Musik wirklich tänzerisch schwingen zu lassen und der Verzicht auf jegliche stilfremdeShow-Effekte. 

Aufnahmetechnisch ist zu vermerken, dass an der natürlichen Lautstärke der Instrumente nicht manipuliert wurde, sodass der Klang stärker als gewohnt von den Doppelrohrblattinstrumenten dominiert wird. Dies liegt aber auch daran, dass Kopien barocker Blockflöten eingesetzt werden, die klanglich den barocken Originalen von Bressan, Denner und Stanesby entsprechen und eben keine in der Dynamik vergröberten Pseudo-Kopien, die zumeist nach überdimensionierten Schulflöten klingen.

Fazit: Eine der allerbesten Einspielungen, die mir in diesem Bereich in den letzten Jahren zu Gehör kamen.

 

Künstlerische Qualität: 10 

Klangqualität: 10

Gesamteindruck: 10


 

Ab jetzt ist unsere CD COLORI DEL BAROCCO hier im online- shop erhältlich!

 

Virtuose Kammermusik von Telemann, Vivaldi, Prowo und Boismortier

 

"Die Welt der europäischen Barockhöfe mit ihrer erlesenen Kammermusik wird in diesen Werken lebendig. Luftig schweben die Klänge, in nahezu unirdischer Leichtigkeit und Klarheit... Die Besinnung auf das wesentliche prägt die Themen, die Virtuosität ist unaufdringlich, fast beiläufig. Ausdrucksnuancen und nicht Effekte stehen im Vordergrund, in einem breit gefächerten, doch stets dezenten Gefühls- und Klangfarbenspektrum"

Die Rheinpfalz, 17.1.2019